Bericht Schweden Floß

Gemächlich schippert ein acht Tonnen schweres Gefährt die ruhigen Gewässer des Klarälven hinab. Links und rechts des Flusses sorgen wunderschöne dunkle Wälder, sanfte Hügel, grüne Wiesen und typisch rote Schwedenhäuschen für eine tolle Atmosphäre.

„Links paddeln, rechts bereithalten!“, wird diese Stille jäh unterbrochen. Auf einem extra großen Holzteil steht ein Junge in Badehose und blickt auf den kommenden Flussverlauf. Die restlichen 23 Jungs und Mädels müssen sich jetzt ganz auf seine Kommandos und sein Gefühl für das richtige Manöver verlassen können, denn so ein großes Holzfloß steuert sich nicht von alleine. Drum muss jetzt jeder Handgriff sitzen, um das Steckenbleiben in einer Sandbank oder das Hineingleiten in ein Kehrwasser zu vermeiden.


Moment mal Holzfloß? Okay, von vorne: Nach einer langen Busfahrt kommen wir im kleinen Dörfchen Gunnerud an und machen es uns erst einmal für zwei Nächte auf dem Wild-Campingplatz gemütlich. Die dritte Nacht ist sehr kurz, denn schon um 7.30 Uhr heißt es komplett abfahrtsbereit zu sein. Unser Gepäck, sowie das Material für die Floßfahrt – also vor allem Schwimmwesten, Paddel, Seile und die so wichtigen massiven Holzkisten – werden in einen großen LKW verladen. Wir besteigen einen netten gelben Bus kommen rund 100 Kilometer flussaufwärts am Floßbauplatz an.

Nach einer Einführung in die Kunst der Knoten, geht’s dann auch sofort los. In vier Sechsergruppen machen wir uns an die Arbeit. Jede Kleingruppe ist für den Bau eines Floßes verantwortlich. Jeweils zwei sind für das Zusammenknoten der Baumstämme verantwortlich, der Rest kümmert sich darum, dass die Baumstämme vom Land ins knietiefe Wasser gelangen. Und das ist nicht ohne, denn für ein Floß müssen gut 80-90, meist sehr schwere Holzstämme ins Wasser befördert werden.


„Leinen los“, heißt es dann am nächsten Morgen. Spätestens, als sich an Tag 2 auf dem Fluss der Regen verzogen hat, wird es ein absoluter Urlaubstraum. Das Floß wird fortan nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern Lebensmittelpunkt. Hier wird gekocht, gegessen, Gitarre gespielt, Wäsche getrocknet, sonnengebadet, gelesen, und ins Wasser gesprungen.
Abends wird dann ein Anlegeplatz gesucht, wo man die Zelte zum Übernachten aufbauen kann. Manche wollen sich gar nicht vom liebgewonnenen Holzriesen trennen und übernachten sogar des Nachts auf dem Floß.  Lagerkoller kommt trotz nur 72qm aber nicht auf, denn jederzeit kann auch eines der vier Bei-Kanus geschnappt werden, um damit ein wenig trauter über den Klarälven zu paddeln.


Nach sechs Tagen auf dem Floß – der sich mal ruhig und mal auch ein wenig herausfordernder, dank Sandbänken, Kehrwasser und herausragenden Baumstämmen zeigt – erblicken wir dann wieder den gewohnten Anblick des Wildcampingplatzes am rechten Ufer. Ein letztes Mal anlegen!

Im Herzen schippern wir aber immer noch, gemächlich mit 2-3km/h, durch die wunderbare Naturlandschaft Värmlands, den alten Flößer-Fluss Klarälven hinunter….  Lukas Ramsaier